Stomaversorgung
Die Stomaversorgung
Stomaträger können die Ausscheidungen aus ihrem Stoma nicht mehr willentlich kontrollieren, was ankommt fließt einfach aus dem Stoma heraus. Mit einem Stomabeutel werden die Nahrungsreste oder der Urin aufgefangen und gesammelt. So lange, bis die Versorgung gewechselt wird bzw. bis die Ausscheidungen durch einen Auslass am Beutel in die Toilette entleert werden.
Bei einem einteiligen Versorgungssystem ist der Stomabeutel fest mit einem Hautschutz verbunden. Diese ca. 10x10cm große und dünne Platte haftet ähnlich wie ein Pflaster auf dem Bauch. Sie verhindert, dass die zum Teil aggressiven Ausscheidungen mit der Haut in Berührung kommen. Durch eine Öffnung in der Mitte schaut das Stoma hindurch.
Im Unterschied dazu sind bei einem zweiteiligen System Beutel und Hautschutzplatte voneinander getrennt. Die Platte bleibt mehrere Tage auf dem Bauch, der Beutel wird regelmäßig bzw. bei Bedarf gewechselt.
Die Stomaversorgung wird zu einem ständigen Begleiter. Durch die große Auswahl an unterschiedlichen Hilfsmitteln von verschiedenen Herstellern findet heute jeder Stomaträger seine individuell passende und zuverlässige Versorgung, die ihm ein erfülltes und aktives Leben ermöglicht, trotz Stoma.
Die Stomaversorgung beim Colostoma
Die Ausscheidungen sind bei einem Colostoma meist fest bis breiig, da der Dickdarm dem Speisebrei weiterhin Wasser entzieht. Dadurch sind die Ausscheidung auch weniger aggressiv.
Die Darmausscheidungen werden mit einem geschlossenen Colostomie-Beutel aufgefangen. Hat sich der Stomabeutel gefüllt wird er gegen einen neuen ausgetauscht. Der benutzte Beutel muss nicht entleert werden, sondern wird samt Inhalt im Restmüll entsorgt.
Die Irrigation
Typisch für alle Stomaarten ist, dass man nicht mehr steuern kann wann die Ausscheidungen erfolgen. Deshalb muss man die Stomaversorgung, den Beutel am Bauch, rund um die Uhr und jeden Tag tragen.
Edgar führt täglich eine Darmspülung durch, um die Kontrolle über seine Ausscheidungen zurück zu erhalten. Die so genannte Irrigation regt die vollständige Darmentleerung an. Danach ist man bis zu 48 Stunden ausscheidungsfrei und kann statt der sonst notwendigen Stomaversorgung kleine Minibeutel oder diskrete Stomakappen tragen. Beide enthalten einen Filter, durch den die Luft aus dem Darm geruchlos entweichen kann.
Die Irrigation ist nur bei einem Colostoma möglich. Sie kann ohne Bedenken durchgeführt werden, man sollten aber vorab mit dem behandelnden Arzt besprechen, ob die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Irrigation vorliegen. Stomatherapeuten leiten in der Irrigation an und stehen zu Seite, bis man die Darmspülung selbst beherrscht.
Die Stomaversorgung beim Ileostoma
Die Ausscheidungen verteilen sich über den ganzen Tag. Mit einem Ausstreifbeutel, auch als offener Beutel bezeichnet, werden die Ausscheidungen aufgefangen und über einen Auslass am unteren Ende in die Toilette entleert. Anschließend wird der Auslass wieder dicht verschlossen.
Einmal täglich wird der Ausstreifbeutel gewechselt und gegen einen neuen getauscht.
Die Stomaversorgung beim Urostoma
Ein Urostoma wird mit einem speziellen Urostomie-Beutel versorgt, in dem sich der ausgeschiedene Urin sammelt. Hat sich der Beutel gefüllt, wird der Urin über ein Ablassventil in die Toilette entleert.
Urostomie-Beutel bestehen aus mehreren Kammern, so dass der Urin in den Beutel fließen kann, aber nicht mehr zurück zum Stoma.
Der Körper scheidet täglich zwischen ein und drei Liter Urin aus. Um nachts zum Entleeren des Beutels nicht aufstehen zu müssen, benutzen viele Urostoma-Träger einen Nachtbeutel. Der Urin kann so über einen Schlauch aus dem Stomabeutel in den Nachtbeutel abfließen, der am Bettrahmen befestigt wird oder einfach auf dem Boden neben dem Bett liegt. Der Nachtbeutel kann bis zu zwei Litern Urin aufnehmen. Ebenso lässt sich tagsüber bei Bedarf ein zusätzlicher Beinbeutel an das Ventil des Urostomie-Beutels anschließen.
Stomaversorgung bei Kindern
Ein Stoma schränkt die Entwicklung eines Kindes nicht ein. Stomatherapeuten leiten die Eltern in der Versorgung der Kinder an, beantworten Fragen und geben hilfreiche Ratschläge für die Versorgung zu Hause.
Größere Kinder können an die Selbstversorgung heran geführt werden. Zunächst durch die Einbindung in einzelne Schritte des Versorgungswechsels, bis sie ihre Stomaversorgung komplett eigenständig durchführen können.
Für Frühgeborene, Säuglinge und Kleinkinder bieten mehrere Hersteller spezielle Versorgungssysteme an, die an die Körpergrößen der Kinder angepasst sind.
Die OP-Versorgung
Noch im Operationssaal wird auf das neu angelegte Stoma eine spezielle OP-Versorgung aufgebracht. Heikes Tochter war im ersten Moment erschrocken, als sie durch diesen durchsichtigen Stomabeutel sowohl das Stoma als auch die Ausscheidungen sehen konnte. Die durchsichtigen Beutel ermöglichen es Pflegern und Ärzten aber, das Stoma und den Heilungsprozess zu kontrollieren, ohne die Stomaversorgung entfernen zu müssen.
Unterwanderung
Von einer Unterwanderung sprechen Stomaträger, wenn sich die Ausscheidungen zwischen Hautschutz und Haut drücken, was sich meist durch ein Brennen auf der Haut bemerkbar macht. Manchmal wandern die Ausscheidungen aber auch unbemerkt bis zum Rand der Hautschutzplatte. Die Versorgung wird undicht und Stuhl oder Urin verschmutzen Haut und Kleidung.
undichte Versorgung
Von einer undichten Versorgung sprechen Stomaträger, wenn der Hautschutz nicht zuverlässig auf dem Bauch haftet und so Stuhl oder Urin zwischen Haut und Hautschutz gelangen können. In der Folge können Hautreizungen oder Hautentzündungen entstehen.
Stomapaste, Hautschutzringen oder Modellierstreifen
Narben oder Hautfalten direkt am Stoma können Zwischenräume zwischen der Stomaversorgung und der Haut bilden, in die Stuhl oder Urin hinein läuft. Um Hautreizungen zu vermeiden und um den zuverlässigen Halt der Versorgung sicher zu stellen, können solche Unebenheiten mit einer Stomapaste, Hautschutzringen oder Modellierstreifen ausgeglichen werden.
konvexer Hautschutz
Bei der konvexen Stomaversorgung ist der Hautschatz zum Bauch hin gewölbt. Damit lassen sich auch solche Stomata zuverlässig versorgen, die sich unter die Haut zurück gezogen haben und mehr der Form eines Trichters ähneln. Die Wölbung übt zusätzlichen Druck auf die stomaumgebende Haut aus, wodurch das Stoma aus dem Bauch hervor gedrückt wird.
Mini-, Midi, Maxibeutel
Als Minibeutel wird die kleinste Variante der Stomabeutel bezeichnet. Allerdings haben sie auch das kleinste Fassungsvermögen und werden meist zu Zeiten benutzt, in denen man nur sehr wenig Ausscheidungen erwartet, z.B. nach der Irrigation.
In allen anderen Fällen werden Midi- und Maxibeutel benutzt. Sie fassen bis zu 500ml.
Stomakappe
Nach der Irrigation haben Stomaträger über mehrere Stunden keine Ausscheidungen und können in dieser Zeit eine unauffällige Stomakappe tragen.
zweiteilige Stomaversorgung
Bei der zweiteiligen Stomaversorgung gibt es verschiedene Wege, wie der Stomabeutel mit der Basisplatte verbunden wird: der Beutel wird aufgeklebt, in eine Verschluss-System eingerastet oder mit einem Click-System befestigt, so wie auch der Deckel auf eine Tupperware-Dose aufgeklickt wird und die Dose fest verschließt.
Stomatherapeut/-in
Stomatherapeuten sind Pflegekräfte mit Weiterbildung in der Stoma- Kontinenz- und Wundversorgung. Wie bei Edgar bereiten sie in Beratungsgesprächen auf die Operation vor und nach der Stomaanlage lernen die Stomaträger von ihnen, wie sie ihr Stoma selbst versorgen. Auch nach der Zeit im Kankenhaus sind Stomatherapeuten erste Ansprechpartner bei Fragen oder Problemen mit der Stomaversorgung.
Stomatherapeuten arbeiten in Darmzentren, in Rehakliniken und in Sanitätshäusern und HomeCare-Unternehmen.